Eine Prüfung ist von Natur aus eine potenziell nervenaufreibende situation. Solange es sich nicht gerade um eine Prüfung handelt, bei der absolut nichts auf dem Spiel steht und bei der es einfach nur darum geht, teilzunehmen, ist es normal, dass diese Situation ein gewisses Maß an Angst, Nervosität, Stress etc. auslöst – oder auch jede Menge davon.
Bekanntlich ist ein gewisses Maß an Aufregung ja nicht unbedingt verkehrt. Denn schließlich ist sie nicht nur unvermeidlich, sondern sogar notwendig, damit du die anstehende Aufgabe meistern kannst. Sieh es einfach so – du könntest diese nicht richtig bewältigen, wenn du nicht bis zu einem gewissen Grad angespannt, hellwach auf die verschiedenen Variablen der Situation konzentriert wärst und alle fünf Sinne vorausschauend auf die anstehende Aufgabenstellung gerichtet hättest. Ob du dann später gerade noch eine Vier schaffst oder mit Auszeichnung bestehst, hängt von vielen anderen Faktoren ab. Das richtige Quantum an Anspannung ist für eine günstige Erfolgsaussicht jedoch unerlässlich.
Um gute Leistungen zu erbringen, ist ein gewisses Maß an Nervosität notwendig
Problematisch wird es erst, wenn man sich vor lauter Angst nicht richtig auf die entsprechende Prüfung vorbereiten kann oder diese einen im entscheidenden Augenblick so blockiert, dass man letztlich durchfällt. Das passiert meist bei übertrieben großer Angst, also wenn Angespanntheit und Wachsamkeit überhand nehmen. Ist dies der Fall, sprechen Körper und Geist übermäßig stark auf die Angst an und triggern in uns eine Reihe von Reaktionen, die nichts mehr mit guter Leistungsfähigkeit in der Prüfung zu tun haben bzw. verfrüht auftreten oder aber weiter anhalten, wenn sie schon längst hätten abklingen sollen.
Wenn du das Gefühl hast, deine Prüfungsangst ist zu groß und gefährdet zu oft deine akademischen Leistungen – und dein persönliches Wohlbefinden, solltest du unbedingt handeln.
Vielleicht wäre jetzt der Zeitpunkt für eine Therapie bei einer psychologischen Fachkraft, die dir helfen kann, Ursachen und Folgen deiner Angst genau zu verstehen und herauszufinden, welche Faktoren deren Dauerzustand begünstigen. Die Therapie kann dir auch dabei helfen, nützliche Strategien zu erlernen, um deine Prüfungsangst künftig besser in den Griff zu bekommen.
In der Zwischenzeit helfen dir vielleicht die folgenden Tipps dabei, das Problem vorläufig anzugehen. Versuche einfach, sie an deine Lebenssituation anzupassen und bringe – falls sonst nichts hilft – doch den Joker der Psychotherapie ins Spiel.
1. Sich gründlich auf die Prüfung vorbereiten
Manchmal plagt uns das Gefühl, nicht gut für eine Prüfung gewappnet zu sein, einfach weil wir uns nicht genügend vorbereitet haben und glauben, den Stoff nicht zu beherrschen. Wenn dir das bekannt vorkommt, dann bereite dich das nächste Mal besser vor und fang früher mit dem Lernen an. Denn in einer Prüfungssituation macht bekanntlich nichts nervöser als das Gefühl, man könne kalt erwischt werden.
2.Die Wichtigkeit der Prüfung nicht überbewerten
Um deine Prüfungsangst in den Griff zu bekommen, solltest du unbedingt die Wichtigkeit der Prüfung richtig einschätzen. So denkst du (vor dem Ablegen der Prüfung) nicht, es sei eine Katastrophe durchzufallen, und nimmst ein tatsächlich schlechtes Ergebnis (nach der Prüfung) weniger tragisch wahr.
Wäge also gut ab, ob für dich viel oder wenig auf dem Spiel steht.
3.Vorbereitungszeit gut planen
Verschaff dir einen genauen Überblick über den Lernstoff und vergiss die weniger gut sitzenden Themen nicht, damit sie am Tag der Prüfung nicht zum Stolperstein werden. Nimm dir zwischen den Lernphasen Zeit für kurze Pausen und kleine Vergnügungen, die den Kopf frei machen. So bleibt dein Geist fit und kann neues Wissen aufnehmen. Vermeide am Prüfungstag möglichst das Gefühl, der letzte Bissen stecke dir noch im Hals. Das heißt:
Bitte nicht bis zur letzten Minute büffeln!
4. Im Vorfeld genügend Zeit zur Vorbereitung nehmen
Sei frühzeitig am Prüfungsort, lass keine Hektik aufkommen. So wird dein Biorhythmus nicht unnötig beschleunigt und du kannst dir vor Betreten des Prüfungsraums ein paar Minuten Zeit nehmen, um dich innerlich zu sammeln, anstatt mit rauchendem Kopf wie ein Löwe im Käfig hin- und herzuwandern.
Bleib ruhig, lass dich nicht hetzen, meide Situationen, die deine Nervosität noch weiter steigern
5. In der Prüfung ruhig bleiben
Du hast gelernt und du hast genug Zeit. Sicher muss das Prüfungskomitee dir nicht das Blatt aus den Händen reißen, um rechtzeitig nach Hause zu kommen. Konzentriere dich, lies dir die Aufgaben genau durch, nimm dir einen Augenblick Zeit, um zu überlegen, wie du sie angehen willst … und leg los!
6. Abstand zu Angstfaktoren halten
Eine Horde Mitprüflinge, die vor der Prüfung in den Gängen hysterisch ihre Notizen durchgehen, sind nicht die beste Gesellschaft. Halte genügend Abstand zu ihnen, damit du nicht von dieser Atmosphäre angesteckt wirst. Zwar ist es manchmal durchaus sinnvoll, eine bestimmte Information mit den Mitstudierenden abzugleichen. Dies sollte jedoch nicht in ein Express-Lernprogramm ausarten, das dein Gehirn gerade dann strapaziert, wenn es ruhig und entspannt sein sollte.
Kurz vor Prüfungsantritt kannst du eigentlich nicht mehr viel ausrichten. Arbeite mit dem, was du dir bis am Vortag angeeignet hast, denn <211>alles nicht bis dahin Gelernte lässt sich nicht mehr verinnerlichen, indem du kurz vor knapp nervös deine Notizen durchblätterst.
7. Am Ende der Prüfung einen Schlussstrich ziehen
Wenn die Prüfung vorbei ist, nimm dir nach einer besonders anstrengenden Phase etwas Zeit, um „Druck abzulassen“. Fang nicht sofort an, für die Nächste zu büffeln. Leg eine Pause ein und konzentriere dich dann, wenn du dich bereit fühlst, auf deine nächste Aufgabe. Das ist mitunter nicht ganz leicht, vor allem bei sehr wichtigen Leistungsnachweisen. Aber die Prüfung ist bereits gelaufen, also macht es wenig Sinn, vor der Bekanntgabe der Endnote darüber nachzugrübeln, was man getan oder nicht getan hat oder welche falschen oder richtigen Antworten man gegeben hat.
Achte darauf, ab wann du deine Note einsehen kannst, und konzentriere dich unterdessen auf die vor dir liegenden Aufgaben, nicht auf die, die du nicht mehr beeinflussen kannst.
Alles andere würde nur dein persönliches Wohlbefinden extrem belasten – und zwar vollkommen unnötig.